Jahresrückblick Gemüsebau 2020
Unser erstes Jahr als Gemüsebauern im Rahmen der solidarischen Landwirtschaft liegt hinter uns. Zur Dokumentation der vielen neuen Erfahrungen, und um sowohl Mitgliedern wie auch potentiellen Interessent*innen einen Einblick in unseren Betrieb zu gewähren, folgt hier ein kleiner Rückblick. Mit extra viel bunten Bildern!
Aller Anfang…
Währen die Vergabe der Ernteanteile noch lief, waren wir schon dabei die ersten unserer permanenten Beete anzulegen. Kurz davor fuhr, ein letztes Mal, der Traktor zum pflügen ins Gewächshaus. Danach war Handarbeit angesagt. Diese beiden Geräte ersetzen im Gewächshaus nun den Diesel-Traktor:
Die neuen Beete wurden laufend mit Gemüsesorten bepflanzt, denen niedrige Temperaturen und kurze Tagesdauer nichts ausmacht, wie z.B. Spinat, verschiedene Salate, Tatsoi, Mangold oder Rettich. Durch das ungewöhnlich warme Frühjahr entwickelten sich die meisten Kulturen ganz hervorragend, und wir konnten im März beginnen die ersten Ernteanteile auszuliefern.
Während Anbau und Ernte im Gewächshaus schon liefen, gab es noch einiges an Infrastruktur einzurichten.
Eine Zisterne zur Sammlung von Regenwasser wird adaptiert Das Gewächshaus wird an Strom, Wasser und Internet angeschlossen Sommerkulturen werden im neuen Aufzuchtschrank vorgezogen
Außerdem galt es Beete und Flächen für die Freilandkulturen vorzubereiten, damit diese rechtzeitig ausgepflanzt werden konnten.
Als es im März und April wochenlang nicht regnete, kamen wir mit dem händischen Gießen kaum nach. Der Boden wurde steinhart und eine Armada von wärme-liebenden Schädlingen machte sich über die ungeschützten Jungpflanzen her. Durch die Anschaffung einer Anlage zur künstlichen Bewässerung sowie dem Einsatz von Kulturschutznetzen konnten wir dann das schlimmste verhindern.
Ende April war es Zeit für die vorgezogenen Jungpflanzen ins Gewächshaus zu übersiedeln. Paprika, Melanzani, Gurken und natürlich viele Tomaten setzten schon bald die ersten Früchte an. Am Feld konnten wir da schon frühe Kulturen wie Kohlrabi und Salate ernten und wöchentlich abwechlungsreiche Gemüsekisterl liefern.
Nützlinge, wie die Marienkäferlarve, halfen die immer wieder auftretenden Blattlaus-Invasionen in den Begriff zu bekommen. Nachdem es ab Mai wieder regelmäßig regnete, explodierten die meisten Kulturen förmlich und wir hatten schon bald Schwierigkeiten mit dem Ernten nach zu kommen. Karotten, Frühkartoffeln, Zuckerschoten, Zucchini, Bohnen und vieles mehr kamen plötzlich in Mengen daher, mit denen wir überhaupt nicht gerechnet haben.
Ebenso stark fingen die Beikräuter an zu wachsen, deren Regulierung in Folge vor allem am Feld enorm viel Zeit in Anspruch nahm. Da es zu spät war für präventive Maßnahmen, wie Boden bedeckende Gewebefolien oder das Abflämmen, blieb nur das mühsame jäten per Hand. Überall ist uns das nicht gelungen. Die viel zu groß geratenen Zwiebel und Knoblauch Schläge mussten wir fast komplett aufgeben, und damit einen großen Ernteausfall in Kauf nehmen.
Ganz prächtig entwickelten sich dafür die Gewächshauskulturen. Ab Juli gab es jede Woche eine Fülle verschiedener Tomaten, Paprika, Gurken und anderer Köstlichkeiten im Ernteanteil.
Etwas zu Kurz kam in der Hektik des Sommers leider das Freiland-Tomaten Zuchtprogramm in Kooperation mit der AG Bauernparadeiser, an dem wir auch in Zukunft wieder teilnehmen wollen. Die Ergebnisse waren trotz mangelnder Pflege vielversprechend. Ziel ist die Zucht von Tomaten Sorten die auch in unserem Klima gut im Freiland wachsen. Wir leisten dadurch einen Beitrag zur Saatgut-Souveränität und gewährleisten so die Unabhängigkeit der kleinen Landwirtschaft von Genetik-Patenten und deren Eigentümern. Darüber hinaus eignen wir uns Fähigkeiten an, die für die Produktion von eigenem Saatgut wichtig sind.
Mitte September war die Kartoffelernte dran, die überraschend gut ausgefallen ist und dank Unterstützung durch Solawi Mitglieder schnell eingebracht war. Dem gefürchteten Kartoffelkäfer, der mitunter massenhaft auftritt und Schäden bis hin zum Totalausfall verursacht, konnten wir durch die rechtzeitige Behandlung der Larven mit einem speziellen Bakterium vorbeugen.
Im Spätsommer kehrte in der Feldarbeit etwas mehr Ruhe ein. Eine gewisse Routine machte sich bemerkbar. So fanden wir Zeit uns auf Klausur zu begeben um über die langfristige Planung nachzudenken. Ein erstes Resultat davon ist unser neuer Außenauftritt mit Homepage, Infomaterial, Stickern und sogar Visitenkarten im aufregenden Gmias-Design.
Und während derzeit im Gewächshaus bereits die ersten Kulturen für die kommende Frühjahresernte wachsen, heißt es für uns die kommende Saison zu planen und Abnehmer*innen für 40 neue Ernteanteile zu finden. Wir freuen uns auf jeden Fall schon darauf!
Neugierig geworden? Hol Dir einen Anteil an der nächsten Ernte!